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Die Antwort auf Fragen, die mit „Bin ich eigentlich die einzige Person …“ anfangen, ist grundsätzlich „Nein“.

Ugols Law

Outing

Ein Outing ist häufig ein schwieriges und mit Vorsicht zu behandelndes Thema. Oft stellt sich die Frage, inwieweit die Personen in deinem Umfeld über dich Bescheid wissen sollten und welche Konsequenzen das mit sich zieht. In den folgenden Zeilen möchten wir dir ein paar Punkte nennen, die dir bei deiner Entscheidung helfen können.

Warum kann ein Outing sinnvoll sein?

Häufig führt man mit den eigenen Neigungen und Vorlieben ein Doppelleben. Sei es, dass man Spielzeug versteckt, damit es niemand findet, Eltern und Freunde anlügt, wo und mit wem man sich trifft oder um zu verschleiern, warum man gewisse Spuren am Körper hat. Auf Dauer kann dies zu einer deutlichen Belastung für einen selbst und die zwischenmenschlichen Beziehungen werden. Es kann mitunter Erleichterung bedeuten, endlich offen mit den Neigungen umzugehen und sich zu outen. Auch kann es das Gefühl lindern, einen mitunter wesentlichen Lebensbereich vor Anderen verbergen zu müssen und nicht „man selbst“ sein zu können. Allerdings sollte ein Outing gut überlegt sein.

Wem gegenüber sollte ich mich outen?

Grundsätzlich kann man natürlich jeder Person mitteilen, wie man wirklich ist, man ist aber nie verpflichtet das auch zu tun. Du bist auch nicht verpflichtet zu sagen, wohin und mit wem du gehst. Wenn du noch jugendlich bist, kann dies etwas anders geregelt sein, in diesem Falle steht die SMJG gern als Ansprechpartnerin für besorgte Eltern zur Verfügung. Vor einem Outing solltest du dir gut überlegen, wem du dich in welcher Hinsicht anvertrauen willst und wie diese Person womöglich darauf reagiert. Häufig kommen dafür nur wichtige Bezugspersonen in Frage, etwa die eigenen Eltern, Partner*innen oder enge Freund*innen, mit denen eine Vertrauensebene besteht, die es leichter macht, aus sich herauszukommen. Trotzdem solltest du im Hinterkopf behalten, dass jeder Mensch eine andere Voreinstellung zum Thema BDSM hat und diese oft nicht auf Anhieb erkennbar ist. Hier sind sowohl positive als auch negative Überraschungen möglich. Andere zu outen, etwa durch „Aber XY ist doch auch BDSMler*in“, ist eine ganz schlechte Idee. Jeder Mensch muss selbst entscheiden dürfen, sich zu outen oder dies zu lassen.

Wie oute ich mich am besten?

Ein perfektes Rezept gibt es dafür nicht, aber aus vielen Erfahrungen lassen sich ein paar gute Tipps zu einem gelungenen Outing ziehen. Denke vor dem Gespräch nach, was und wie du es der Person sagen möchtest. Spontane Outings, etwa unter Alkoholeinfluss, führen eher mal zu unerwünschten Ergebnissen. Manchmal werden „Not-Outings“ nötig, etwa weil man von einem Elternteil in einer Session erwischt wurde und schlimmere Verdachte ausräumen muss. Aber auch hier ist es besser, Schnellschüsse zu vermeiden und nochmal durchzuatmen. Setz dich mit der Person zusammen an einen Tisch, so dass ihr euch ansehen könnt und sorge für eine ruhige Umgebung, in der euch niemand stört und nichts ablenkt. Erzähle der Person erst einmal leichte Eindrücke von Neigungen und Vorlieben und warte auf die Reaktion. Mit der Tür ins Haus zu fallen und sofort alles zu berichten, was du machst oder tun willst, kann eher kontraproduktiv sein, da das dein Gegenüber leicht überfordern und eine Abwehrhaltung hervorrufen könnte. Besser ist es, nur erste Eindrücke zu vermitteln und zu zeigen, dass es dir mit dem, was du machst, gut geht. Wenn du dich nicht alleine traust, kann es hilfreich sein, deine*n Partner*in dabeizuhaben, manche Leute haben auch schon gute Freund*innen um Beistand gebeten. Warte ab, ob Fragen aufkommen und beantworte diese ganz sachlich, selbst wenn diese von Klischees geprägt sein können. Ein einzelnes Gespräch muss kein vollumfängliches Outing sein, manchmal bietet es sich auch an, Informationen sacken zu lassen und zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal miteinander zu sprechen.

Was sind mögliche Folgen?

Alle Menschen haben ein Bild von denen, die ihnen viel bedeuten. Oft ist es nicht einfach, wenn sich dieses Bild nun durch ein Outing verändert und dein*e Gesprächspartner*in braucht etwas Zeit, um all das zu verarbeiten. Falls dein Outing auf negative Reaktionen gestoßen ist, solltest du trotzdem stolz auf dich sein, da du über deinen Schatten gesprungen bist und zu dir selbst gestanden hast. Dies ist unabhängig von der Bewertung deines Gegenübers eine unheimliche Leistung. Es kann jedoch passieren, dass sich Personen von dir abwenden oder es Streit gibt. Manches davon lässt sich ausbügeln, indem sich etwa Vorbehalte und eventuell berechtigte Sorgen mit der Zeit zerstreuen. Sollte es jedoch wirklich schlecht laufen, ist es am besten, das Thema beiseite zu packen, bis sich die Lage beruhigt hat und es dann noch einmal zu versuchen. Sieh dich allerdings nicht dazu verpflichtet, dich zu outen - es ist allein deine Entscheidung, ob du diesen Schritt gehen möchtest. In den meisten Fällen verlaufen die Gespräche jedoch neutral oder gut und am Ende des Outings steht für einen selbst eine größere persönliche und emotionale Freiheit.